Olivier de Berranger

Macroscope : Der Balanceakt der Zentralbanken: Kurs halten trotz unsicherer Aussichten

Die Anleger werfen einen prüfenden Blick auf die nächste geldpolitische Sitzung, nachdem sie bereits eine Welle von Zinsanhebungen durch die US-Notenbank (Fed) in nur gut einem Jahr durchgemacht haben. Fed-Chef Jerome Powell steht vor einem Dilemma. Soll er mit einer weiteren Zinsanhebung seinen Kurs halten, um einen erneuten Anstieg der Inflation zu verhindern? Oder soll er angesichts einer drohenden Rezession im fertigenden Gewerbe nun die Reißleine ziehen? Trotz einer deutlich rückläufigen Inflation im Juni schien die Fed die erstgenannte Option anzupeilen und den Kurs zu halten – aus Angst vor einem erneuten Anziehen der Inflation.

Der Markt geht seinerseits von einer Anhebung um 25 Basispunkte im Rahmen der nächsten geldpolitischen Sitzung am 26. Juli aus. Er scheint sich auf die restriktiven Äußerungen Jerome Powells eingestellt zu haben, obwohl es immer schwieriger wird, diese durchzuhalten. Vor einigen Wochen rechnete der Markt zudem mit einer weiteren Zinsanhebung im September. Inzwischen ist dies nach der positiven Überraschung der jüngsten US-Inflationszahlen nicht mehr so sicher; und man wird die Rede im Anschluss an die nächste Sitzung der Fed abwarten müssen, um ein wenig Klarheit über die weitere Entwicklung zu erhalten.

Die EZB bleibt auf Zinsanhebungskurs – fährt dabei aber auf Sicht

Parallel hierzu dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) eine klarere Linie verfolgen. In ihrer letzten Rede bekräftige Christine Lagarde erneut ihre Absicht, die Zinsen weiter anzuheben, und fügte hinzu, dass noch „ein Stück Weg zurückzulegen“ sei. Trotz der enttäuschenden Wachstumsraten in der Eurozone haben sich die Erwartungen des Marktes nicht wirklich verändert. Man rechnet weiterhin mit einer Anhebung um 25 Basispunkte im Juli und mindestens einer weiteren im September. Nachdem sie mit der Bekämpfung der Inflation wesentlich später begonnen hat als die Fed, scheint die EZB nicht bereit zu sein umzuschwenken. Die Zentralbank dürfte ihre Zinsen nach dem Sommer weiter anheben, da die jüngsten Inflationszahlen – ohne Lebensmittel und Energie – keine klaren Anzeichen eines Rückgangs erkennen zu lassen scheinen. Die EZB fährt auf Sicht, aber warum?

Während die meisten Zentralbanken eine restriktive Haltung einnehmen, um die Inflation zu bekämpfen, gehört die Bank of Japan zu den seltenen Ausnahmen und zeigt sich weiterhin äußerst akkommodierend. Mit ihren negativen Zinsen (-0,1 %) und ihrer Kontrolle der Zinskurve ließ sie die Inflation im Juni auf 3,3 % ansteigen – ein seit 41 Jahren nicht mehr erreichter Spitzenwert. Trotz des jüngsten Amtsantritts des neuen Gouverneurs der Bank of Japan, Kazuo Ueda, scheint der Markt nicht mit einem Paradigmenwechsel zu rechnen, wenngleich Gerüchte über die Aufgabe der Zinskurven-Kontrolle lauter werden.

Zentralbanken vereint gemeinsames Ziel

Das Ziel der drei Zentralbanken ist klar. Sie wollen ein gesundes wirtschaftliches Umfeld wiederherstellen. Zum einen bewegen sich die Fed und die EZB – mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten – in Richtung einer Inflation von 2 %. Zum anderen versucht Japan an eine tragbare durch die Löhne geschürte Inflation anzuknüpfen, um aus einer seit Jahrzehnten andauernden Deflation herauszukommen.

Angesichts der sich verändernden und kaum vorhersehbaren Bedingungen braucht es gute Instrumente und die Fähigkeit, sich an jede Situation anzupassen, wenn man durch ein Meer von Liquidität navigieren will.

 

 

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